Inhalt:
Tipp 1: Gabel und Messer gehören immer zusammen
Tipp 2: Besteck ist immer vollständig
Tipp 3: Was ist mit den Kartoffeln?
Tipp 4: Eier schälen – nicht köpfen
Tipp 5: Besonderheiten beim Spargel
Tipp 6: Spezialbesteck für Fisch und Meeresfrüchte
Tipp 7: Besteck auf dem Gemeinschaftsteller
Tipp 8: Besteck nur zum Essen verwenden
Tipp 9: Was passiert mit dem Besteck in einer Essenspause?
Tipp 10: Ablage nach dem Essen
Wenn wir in einem gehobenen Restaurant – und nicht nur dort – essen gehen, ist zum Besteck allerlei zu sagen. Viele Menschen sind unsicher, wie sie damit umgehen sollen, wenn auf einer Tafel sehr viel Besteck für ein längeres Menü eingedeckt wird.
Dabei gilt die klassische Regel: Beim Dinner liegt das Besteck der Reihenfolge des servierten Menüs entsprechend so, dass es von außen beginnend nach innen benutzt wird. Die Gabeln liegen immer links, während die Messer und die Suppenlöffel rechts platziert werden.
- Welche Knigge-Regeln gelten nun für das Besteck?
- Warum dürfen wir die Kartoffeln nicht zerschneiden, obwohl doch ein Messer benutzt wird?
- Wie platzierst du in den Esspausen dein Besteck am oder auf dem Teller?
Das sind in der Tat schwierige Fragen. Daher habe ich für dich einmal im Besteck-Knigge nachgeschaut.
Tipp Nummer 1: Gabel und Messer gehören immer zusammen
Wenn es für ein Gängemenü mehr Besteck gibt – es können 10 und mehr sein –dann gehört zu jeder Gabel ein gesondertes Messer (und umgekehrt). Es besteht der Drang unwissender Männer, doch bei einer Gabel zu bleiben, weil das vielleicht der Küche etwas Abwasch spart. So denkt man daheim, aber nicht in einem guten Haus, das erlesene Speisen serviert. Dort gibt es für die Vorspeise kleine Frühstücksmesser und -gabeln, für die Hauptspeise hingegen das große Tafelbesteck. Darunter ist meistens besonderes Besteck für den Fisch oder das Steak. Die einzelnen Bestecke werden wie oben schon erwähnt so gelegt, dass du sie von außen beginnend nach innen Gang für Gang benutzt. Diese Regel ist sehr simpel und basiert auf uralten Traditionen, doch in unserer modernen Zeit, in der wenige Menschen in den Genuss von Gängemenüs kommen, ist sie eigenartigerweise in Vergessenheit geraten. Eigentlich, so könnte man glauben, ist das nicht einmal sehr schlimm. Gesetzt den Fall, dein Chef lädt die Belegschaft im Rahmen eines größeren Events zu so einem Menü ein, dann kannst du damit rechnen, dass fast keiner deiner Kollegen die Regeln kennt – wollen wir wetten?
Daher kann sich auch niemand blamieren, nur die Kellner sind irritiert: Sie wissen nicht recht, was sie nach dem Gang abräumen sollen. Doch sei ein Vorbild, verinnerliche die Regeln und lebe sie vor. Vielleicht kommst du einmal in die Situation, sie kennen zu müssen. Das könnte bei einem Geschäftsessen der gehobenen Art der Fall sein, bei dem es für dich um einen wichtigen Abschluss oder gar eine neue Stelle (Position) geht. Dann befördert die Kenntnis des Besteck-Knigges ganz sicher deine Karriere.
Tipp Nummer 2: Besteck ist immer vollständig
Ein kulturelles Highlight, das bei Unwissenden bloßes Kopfschütteln auslöst, ist das stets vollständige Eindecken aller Bestecke. Doch es gibt Speisen, zu denen kein Messer benutzt wird. Eingedeckt wird es trotzdem. Das betrifft beispielsweise die Kartoffeln, die mit dem Messer nicht geschnitten werden sollen. Warum das so ist, erkläre ich unter Tipp 3, doch vorläufig kommt es für dich darauf an, zu erkennen, bei welchen Speisen das Messer hilfreich ist und bei welchen eine bloße dekorative Zugabe, die du eigentlich nicht brauchst oder bestenfalls als kleine Hilfestellung nutzt (zum Beispiel zum Auflegen oder leichten Andrücken der Kartoffeln). Es ist für Laien schwierig zu erkennen, an welcher Stelle das Messer eigentlich überflüssig ist und es daher der Gentleman auch nicht benutzen sollte.
Einige Gemüsearten isst man eher nur mit der Gabel, auch Brot sollte auf dem Teller nicht unbedingt geschnitten werden, wenn es schon angeschnitten serviert wird. Kartoffeln sollen mit der Gabel geteilt, jedoch niemals zermantscht werden. Diese alte Tradition, die einen technologischen Hintergrund hat, verschwindet nicht so schnell, obgleich sie als überflüssig gilt. Ein wichtiger Benutzerhinweis für sämtliche Messer lautet, dass mit ihnen Speisen geschnitten, aber keinesfalls quietschend auf dem Teller verschoben werden.
Tipp Nummer 3: Was ist mit den Kartoffeln?
Warum dürfen sie nicht mit dem Messer geschnitten werden? – Nun, du kannst sie natürlich bei dir daheim mit einem modernen Besteck durchaus schneiden, doch zu Zeiten (bis ins frühe 20. Jahrhundert), als die meisten Messer nicht aus rostfreiem (heute standardmäßig verwendetem) Edelstahl bestanden, mied man das Schneiden von Kartoffeln, um nicht den möglichen Rost auf der Klinge auf sie zu übertragen. Dabei waren die Messer durchaus sehr schick, nämlich wenigstens in besseren Restaurants und Haushalten mit Silbergriffen versehen. Für die Klingen verwendete man aber Stahl, der damals noch nicht rostfrei produziert werden konnte. Als es ihn schließlich gab, blieben viele Besteckhersteller dennoch beim traditionellen Stahl, weil die Messer damit einfach besser schneiden sollten. Der rostfreie Stahl war anfangs noch sehr weich. Wenn aber ein Messer auch nur geringe Spuren von Rost aufweist, nehmen bestimmte Speisen diesen Geschmack sofort an. Das sind Kartoffeln, Fisch, Spargel und Eier. Das schmeckt dann ziemlich scheußlich. Wann einmal die Tradition verschwindet, diese Speisen nur mit der Gabel zu zerdrücken (bis auf den Fisch, für den es bekanntlich das Spezialmesser gibt), wissen wir heute noch nicht. Rostfreie Edelstahlklingen bei Essbesteck sind noch keine 100 Jahre alt, das ist in der Kulturgeschichte ein sehr kurzer Zeitraum.
Tipp Nummer 4: Eier schälen – nicht köpfen
Du köpfst daheim dein Frühstücksei? Natürlich, das machen wir alle so. Doch in einem feinen Restaurant ist auch diese Sitte verpönt, und zwar aus demselben Grund, aus dem wir die Kartoffeln und den Spargel nicht schneiden – wegen der früher nicht rostfreien Messerklingen. Den Hintergrund kennen die wenigsten Menschen. Sie wundern sich nur, dass feine Leute ihre Eier immer schälen und niemals köpfen. Da wir von frühester Kindheit an gewohnt sind, einem Ei sein oberes Drittel abzuschlagen, kommt uns diese Sitte aus dem Besteck-Knigge sehr ungewohnt vor. Wir finden sie unter Umständen lästig. Doch wenn du dich bei einem Business-Frühstück daran hältst, werden Kenner dein feines Benehmen bewundern.
Tipp Nummer 5: Besonderheiten beim Spargel
Auch für Spargel gibt es häufig ein gesondertes Besteck, bei dem das Messer aus den beschriebenen Gründen (fast) nicht benutzt wird. Manche Edelrestaurants servieren dazu noch eine sogenannte „Fingerbowle“. Das basiert wiederum auf der früheren Sitte, den Spargel mit der Gabel aufzunehmen und dann mit den Fingern in den Mund zu schieben. Das macht heute niemand mehr, denn die Finger werden dabei natürlich spargelfeucht und fettig, weil der Spargel in Butter angebraten wird. Die Fingerschale diente nun in vormaligen Zeiten dazu, die Finger wieder zu reinigen. Sie ist mit Wasser gefüllt, in welchem eine Zitronenscheibe liegt. Deren Säure reinigt die Fingerspitzen. Doch du musst dieses Schälchen, falls es auf dem Tisch steht, nicht benutzen. Du kannst deinen Spargel mit der Gabel unter behutsamer Zuhilfenahme des Messers essen.
Tipp Nummer 6: Spezialbesteck für Fisch und Meeresfrüchte
Das Fischbesteck ist allgemein bekannt: Die Klinge seines Messers ist oft versilbert und läuft spitz zu, um damit die Gräten heben zu können. Die Fischgabeln weist zwischen den beiden mittleren Zinken einen breiteren Zwischenraum auf. Sie wirkt ein wenig wie eine Schaufel, mit der sich weicher Fisch besser aufnehmen lässt. Wenn es Hummer gibt, gehört dazu eine Hummergabel, die lang und schmal ist – nur so bekommst du das Hummerfleisch aus der Schale.
Krebse isst man mit Krebsmessern. Deren Klingen sind kurz und haben mittig ein Löchlein, in das du ein Krebsbein stecken und es dann knacken könntest. Diese Funktion gilt aber als umstritten.
Tipp Nummer 7: Besteck auf dem Gemeinschaftsteller
Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und Knödel werden auf Gemeinschaftstellern serviert, von denen sich jeder nach Belieben etwas nimmt. Hierfür verwendest du niemals dein eigenes Besteck, das ist extrem unschick. Auf diesem Teller oder neben ihm liegt ein gesondertes Besteck, das jeder der Tischgäste zu diesem Zweck verwendet.
Das bedeutet auch: Jeder muss warten, bis er an der Reihe ist. Wenn du dein eigenes Besteck verwenden würdest, gälte das als unhygienisch und auch unästhetisch.
Tipp Nummer 8: Besteck nur zum Essen verwenden
Kinder spielen gern mit Besteck, Erwachsene gestikulieren damit gern. Besonders bei einem Geschäftsessen, bei dem angeregt diskutiert wird, tendieren manche Personen dazu, nachdrücklich die Gabel oder das Messer in die Richtung desjenigen zu pieken, den sie gerade ansprechen – um damit ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Andere Menschen lieben das große Dirigat am Tisch mit ihrem Besteck, um ihre Argumente kraftvoll und nachhaltig zu untermalen. Diese Unsitte ist schrecklich, aber leider verbreitet.
Es gilt die Regel: Bei kurzen Antworten behältst du dein Besteck in der Hand nahe beim Teller, ohne dabei zu essen, bei längeren Statements legst du es auf dem Teller ab. Dann kannst du mit den Händen behutsam gestikulieren.
Tipp Nummer 9: Was passiert mit dem Besteck in einer Essenspause?
Ob du eine Pause einlegst, um zu diskutieren, oder ob du vor die Tür möchtest: In jedem Fall legst du dein Besteck vollständig auf deinem Teller ab.
Das bedeutet: Es berührt nicht mehr den Tisch. Die sogenannte Brücke, bei der das Besteck halb an den Teller gelehnt wird, ist unfein und birgt außerdem die Gefahr, dass ein flinker Mensch deinen Teller verschiebt und dabei dein Besteck über den Tisch schleudert. Das könnte dein Tischnachbar sein, der glaubt, sich auf diese Weise Platz schaffen zu müssen (obgleich auch das als unfein gilt). Der Kellner wird es nicht sein, wenn du dein Besteck richtig abgelegt hast, denn dieser hält sich an die letzte Regel:
Tipp Nummer 10: Ablage nach dem Essen
Wer mit einem Gang fertig ist, legt seine Besteckteile – Messer und Gabel – parallel in die Stellung Fünf-vor-Fünf auf den Teller. Der Kellner oder ein privater Gastgeber betrachten das als Signal, dass sie abräumen dürfen. Wer nur eine Pause einlegt, kreuzt Gabel und Messer auf dem Teller.
Mach mit: Meine 10 Tipps sind sicher nicht vollständig. Fallen dir noch weitere Tipps ein? Teile deine Tipps in den Kommentaren mit uns! |
Ich würde im Urlaub gern mit meiner Freundin in ein Fischrestaurant am Wasser gehen. Um mich nicht zu blamieren, wollte ich nochmal auf Nummer sicher gehen, worauf ich beim Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten achten sollte. Das Fischmesser kenne ich, doch das Krebsmesser nicht. Da das Knacken des Krebsbeines damit aber umstritten ist, werde ich lieber auf klassischen Fisch setzen. https://www.fischerheim.at/de/restaurant/
Danke für diese Tipps, wie ich das Besteck in einem Restaurant richtig benutze. Zu Hause köpfe ich in der Tat sehr gerne mein Ei. Gut zu wissen, dass ich es im Restaurant besser schälen sollte, um der Knigge zu entsprechen.